Austauschbericht Pau
Am Mittwochmorgen um kurz vor 7 Uhr ging es Richtung Frankfurt los, wo wir mit dem ICE weiter nach Paris gefahren sind. In Paris ging es für uns mit der Metro vom Gare de L`Est zum Bahnhof Paris Montparnasse, von wo aus wir dann mit einem TGV nach Dax und dann von Dax nach Pau gefahren sind. Bei unserer Ankunft um ca. 21 Uhr in Pau wurden wir von unseren Austauschpartnern und einer Lehrerin empfangen. Den restlichen Abend haben wir in unseren Gastfamilien verbracht. Am nächsten Morgen wurden wir vom Schulleiter des Lycée Barthous begrüßt und unsere Austauschpartner zeigten uns die Schule. Anschließend hatten wir Zeit, um an unseren Projekten zu arbeiten, bevor es dann um 11 Uhr zum Mittagessen in die Mensa ging. Nach dem Mittagessen hatten wir etwas Freizeit, bis wir uns getroffen haben, um eine Stadtralley zu machen. Nach dieser hatten wir noch eine geführte Tour durch das Schloss in Pau, mit welcher das Programm für diesen Tag endete. Am Freitag stand dann eine Wanderung in den Pyrenäen auf dem Plan. Bei dieser Wanderung haben wir sehr viel der schönen Natur rund um Pau mitbekommen. Die Wanderung endete mit einem Picknick und etwas Freizeit in Bedous. Das anschließende verlängerte Wochenende verbrachte dann jeder in seiner Gastfamilie. Viele waren am Wochenende beispielsweise auf einem Festival, welches während des Austausches in Pau stattfand. Außerdem haben die meisten sich die Parade anlässlich des Empfanges der olympischen Flamme in Pau angesehen.
Am Mittwoch, den 21.05. waren wir also alle wieder mehr oder weniger ausgeruht von dem langen Wochenende und fanden uns wie immer um 8 Uhr am Lycée Barthou ein. Dort begrüßten uns die Lehrer und Lehrerinnen und dann wurden wir jeder zu einem der Premières Abi Bac, das heißt die Schüler und Schülerinnen, die nach unserem Schulsystem sozusagen in der elften Klasse wären, zugeteilt. Wir konnten leider nicht in die Klassen mit unseren jeweiligen Austauschpartnern gehen, weil wir zu viele gewesen wären. Wir hatten also dann bis 10 Uhr unterschiedlichste Fächer wie zum Beispiel Physik, Wirtschaft, Mathe oder Englisch. Um 10 Uhr fanden wir uns dann alle in einem Klassenraum ein, wo wir dann weiter mit unseren Austauschpartnern an unserem Projekt arbeiteten. Wir wurden schon in Limburg in Gruppen eingeteilt und sollten zu verschiedenen Themen und Bildern, die wir bekommen hatten, recherchieren und Kurzpräsentationen erarbeiten und anschließend auch vorstellen. In Pau haben wir uns dann am 16.05., also am Dienstag, überlegt, wie wir ein Plakat gestalten können und welche Unterthemen wir von unseren jeweiligen Themen recherchieren und dazu Texte schreiben könnten. Im dritten und letzten Teil der Projektarbeit haben wir zunächst die Texte überarbeitet und noch einmal letzte Hand an kleinere Fehler anzulegen. Nach einer Stunde Arbeit gab es dann zunächst einmal Mittagessen in der Kantine. Was für einige am Anfang ein wenig verwirrend war, ist für die französischen Schüler und Schülerinnen Alltag: da es so viele Schüler am Lycée gibt, gehen die Jahrgänge im ein Stunden Takt zum Mittagessen und deshalb aßen wir als Jüngster Jahrgang schon um 11 Uhr zu Mittag. Nach der Mittagspause haben wir dann angefangen die Plakate zu gestalten und noch ein letztes Mal die Texte zu überarbeiten, denn schließlich haben wir Deutschen auf Französisch und die Franzosen auf Deutsch geschrieben. Es war schön, sich gegenseitig beim Korrigieren zu helfen. Am Ende hatten wir dann 6 Plakate zu Themen wie Sport und Rassismus, Frauen im Sport, die olympischen Spiele, die Paralympics und Rechtsextremismus in Fußballvereinen. Am Schluss haben wir die Plakate unten auf dem Pausenhof aufgehängt und sie noch einmal bewundert, bevor wir deutschen Schüler und Schülerinnen dann mit Frau Büttner und Herrn Linn zu einer Bibliothek gingen, die in einer alten Wartungshalle einer Straßenbahn 2010 gebaut wurde. Dort gab uns eine nette Frau eine Führung. Sie sprach Deutsch, da sie ursprünglich aus Thüringen kommt und zeigte uns die ältesten und wertvollsten Bücher der Sammlung. Um 16 Uhr kamen wir dann wieder an der Schule an und verabschiedeten uns von unseren Klassenkameraden und Lehrern. Der Rest des Tages wurde getrennt in den Austauschfamilien verbracht.
Am 22.05., also am Mittwoch trafen wir uns um 8 Uhr vor der Schule und gingen von da aus nach einer kurzen Lagebesprechung zu „Les Halles“, den Markthallen von Pau, wo man von Fleisch bis Fisch und Brot und Brötchen bis Gemüse und Obst, alles bekommt, „was das Herz begehrt“, wie Herr Linn uns versicherte. Wir hatten also zwei Stunden Zeit, um dort zu frühstücken, was wir auch alle mit Freuden taten. Beliebt waren natürlich Chocolatines, Crêpes und Orangensaft, aber auch Baguette mit Käse wurde gegessen. Um 10 Uhr gingen wir dann weiter ins Musée de la Déportation, wo wir eine zweistündige Führung und Zeitreise in den zweiten Weltkrieg machten. Unser Guide war sehr nett und freute sich, uns als Jugendlichen diese schwere Zeit näher zu bringen und zu erklären. Um 12:30 Uhr begaben wir uns dann wieder zurück zur Schule, wo wir entlassen wurden. Auch dieser Rest des Tages wurde getrennt in den Austauschfamilien verbracht.
Zum Krönenden Abschluss konnten wir am Donnerstag noch einmal das Baskenland erkunden. Nach einer langen Fahrt im Bus sind wir in Biarritz, wohl einer der bekanntesten Städte in der Region, angekommen. Bei starkem Wind und immer wieder Regen sind wir an der Küste entlang spaziert, wobei wir in Kleingruppen Fotos bzw. Kurzvideos zu verschiedenen Themen, wie bspw. “danser sous la pluie” aufnehmen sollten. Nach einer weiteren, diesmal zum Glück etwas kürzeren Busfahrt kamen wir in Saint-Jean de Luz an, wo wir zum ersten Mal seit unserer Ankunft in Pau wirklich Sonnenschein genießen durften. Zunächst haben wir gemeinsam am Strand gefrühstückt, und während manche im Anschluss sofort in die Stadt gegangen sind, haben andere einen Teil ihrer Freizeit am Strand verbracht, wo Beach-Volleyball gespielt und durchs flache Wasser gewartet wurde. Gegen Ende haben alle noch einige Zeit in der Stadt verbracht, wo wir bei einer letzten Challenge jeweils jemanden des Deutsch bzw. Baskisch spricht, aufnehmen sollten. Während es für die Meisten keine große Herausforderung war, in der beliebten Urlaubsstadt Deutsche zu finden, stellte es eine etwas größere Herausforderung dar, jemanden zu finden, der Baskisch spricht, da die meisten Einheimischen von den hohen Preisen der Urlaubsidylle vertrieben wurden. Zuletzt mussten wir eine weitere, lange Busfahrt überdauern, bevor wir dann am späten Nachmittag ein letztes Mal zu unseren Gastfamilien aufgebrochen sind, um uns bei einem letzten Abendessen in den Gastfamilien herzlich für die Gastfreundschaft, die sie uns, während unserem Aufenthalt entgegenbrachten, zu bedanken, bevor wir am nächsten Morgen am Bahnhof Abschied nehmen, und uns wieder auf die lange und beschwerliche Rückreise machen mussten.
Extra : Musée de la Résistance et de la Déportation
Am Mittwochvormittag haben wir eine zweistündige Führung im Musée de la Résistance et de la Déportation bekommen. Monsieur Glacier, ein freiwilliger Mitarbeiter des Museums, hat uns herumgeführt und das Motto des Museums erklärt: „Ni haine, ni oubli“ was so viel bedeutet wie: Weder gehasst noch vergessen“. Als erstes haben wir uns alte Propaganda Plakate aus der NS-Zeit und ihre Auswertung angesehen. Es waren Plakate, die Jungen und Mädchen dafür anwerben sollten, sich in den Dienst der Armee zu stellen. Dann haben wir uns angesehen, wie früher Juden und Jüdinnen oder auch andere von der NS verfolgte Menschen über die Pyrenäen nach Spanien geschleust wurden. Dies geschah meist unter sehr schwierigen Bedingungen, da sie nachts und bei jedem Wetter reisen mussten. Die Schleuser waren meist Hirten, denn diese kannten sich in den Bergen am besten aus. Anschließend zeigte Monsieur Glacier uns eine über 150 Jahre alte Geige, die einst im Besitz der Familie seiner Frau gewesen war und auf der ein Kriegsgefangener im zweiten Weltkrieg gespielt hatte. Das Instrument war seitdem nicht mehr gespielt worden und war in einem dementsprechenden Zustand. Im nächsten Raum erfuhren wir von zwei Brüdern, die während der NS-Zeit Schüler am Lycée Barthou waren, an welchem wir auch den Austausch gemacht haben. Als Zeichen des Wiederstandes kappten sie die Telefonkabel, die die Kommunikation zwischen der NS und französischen Unterstützern ermöglichten, mit zwei weiteren Kameraden. Kurz darauf wurden sie gefasst, da der vierte Kamerad sie verraten hatte. Er wurde jedoch nur kurze Zeit später erschossen. Die beiden Brüder kamen ins Konzentrationslager Mauthausen, wo sie in einem Steinbruch arbeiten mussten. Als einem der beiden ein Stein aus den Händen viel, sollte sein Bruder ihn dafür bestrafen, doch er weigerte sich. Als die Aufseher nicht nachgaben, sahen die beiden keinen Ausweg mehr und stürzten sich in den Abgrund. Wir erfuhren auch von anderen Menschen, die auf ihre Art und Weise Hitler getrotzt haben. Im letzten Raum schließlich hörten wir etwas über die Kleidung der Soldaten damals und wie eine Frau vor einigen Jahren über Inschriften in der Wand eines Kellers, in dem einst Verhöre stattfanden, zum ersten Mal wieder etwas von ihrem Vater sah, nachdem dieser während des zweiten Weltkriegs eines Morgens mitgenommen wurde und nie wieder auftauchte. Zuallerletzt hörten wir ein wenig von der damaligen Musik, die dazu diente, den Menschen ein Gefühl von Hoffnung nach dem ersten sowie dem zweiten Weltkrieg zu geben und hörten die Botschaft eines alten Mannes, der eine wichtige Botschaft überbrachte: Nicht alle Deutschen waren Nazis.
Text und Fotos: Paula Beckers, Nele Biedert, Luana Böhme, Martha Hörl