Altgriechisch
Χαίρετε – Hallo!
Es ist schön, als eines von nur 18 hessischen Gymnasien Griechisch als dritte Fremdsprache anbieten zu dürfen.
Dabei ist Griechisch so viel mehr als „nur“ eine Sprache! – Griechisch ist Teil unseres Alltags! In Worten, Bildern und Motiven, in Geschichten und Sprichwörtern, in Ansichten und Denkweisen, im Freizeitbereich und Lebenskonzepten. Auf Basis ganz faszinierender Autoren wie Homer, Hesiod, Sappho, Sophokles, Euripides und vielen anderen gehen wir auf eine spannende Reise quer durch die griechische Antike und damit durch unsere eigene Zeit.
Neugierig geworden? Dann schau einfach mal rein, es gibt viel zu entdecken!
1. Auto, Ball und Co – Griechische Wörter in unserem Alltag
Meist sagt man, medizinische und technische Fachbegriffe sind von lateinischen und griechischen Wörtern abgeleitet. Das stimmt – aber es sind vor allem die vielen Alltagsworte, die griechischen Ursprung haben und die symbolhaft dafür stehen, dass die antike griechische Welt untrennbar mit unserer heutigen Welt verbunden ist. Wirf einfach einen Blick auf die Beispiele. Du wirst schon bei diesen paar Wörtern sehen, dass du täglich griechische Worte verwendest – und ohne sie nicht auskommen könntest:
Alphabet – Antarktis – Apotheke – Arzt – Astronaut – Atom –Auto – Ball – Baseball – Bibel – Biologie – Bürokratie – Butter – Chaos – Charakter – Chor – Demokratie – Diät – Dinosaurier – Disko – Energie – Engel – exotisch – Gen – Geometrie – Gitarre – Gymnasium – Gyros – Horizont – Hygiene – Idee – Ironie – Katalog – Kino – Klima – Kosmos – Komma – Komödie – Kritik – Labyrinth – Mathematik – Melodie – Meter – Mikrofaser – Mikroskop – Monolog – Musik – Olympia – Optik – Organisation – Ozean – Pause – Planet – Politik – Polizei – Praxis – Problem – Sarg – Schema – Stadion – Symbol – Szene – Tacho – Technik – Telefon – Theater – Theke – Thema – Tisch – Tragödie – typisch – Zentrum – Zone – Zoo … und viele, viele mehr!!!
Quelle: pexels-pixabay-164336.jpg
2. Griechische Mythen – Der Mensch in der Welt!
Sicher kennst du die Geschichten rund um Troja mit Achill, Agamemnon und Odysseus – die Erzählung von Daedalus und Ikarus, die zum erstem Mal Flügel bauten, um auf diese Weise von Kreta fliehen zu können – oder die Geschichte um Theseus und Ariadne, die mit ihrem roten Wollknäuel dafür sorgte, dass Theseus „den Faden nicht verlor“? Oder wie wäre es mit Ödipus oder Antigone, mit Herakles und seinen 12 Taten, mit Sisyphus und Tantalos oder überhaupt mit den mächtigen olympischen Göttern wie Zeus, Hera, Aphrodite und Co?
All diese Mythen haben die Menschen schon immer fasziniert. Aber sie sind noch viel mehr! Mythen erklären bildhaft, wie unsere Welt funktioniert und warum sie so ist, wie sie ist. Und sie machen deutlich, welche Rolle uns als Mensch in der Welt zukommt: was wir tun und – vor allem – was wir lassen sollen. Sie lehren uns Achtung vor der Natur, vor den Mitmenschen und dem Göttlichen. Also höchste Zeit, sich mit ihnen intensiver zu beschäftigen, oder?!
Quelle: Warner Bros. und welt.de
3. Die Mythen auf der Bühne – die große Theaterkultur der Griechen
Die Griechen haben das Theater erfunden, um dort ihre Mythen auf die Bühne zu bringen. Viele tausend Menschen drängten sich regelmäßig in die Theater, um dort das Schicksal des Ödipus oder der Antigone zu sehen, um mitzufiebern, wie Agamemnon nach dem Trojanischen Krieg nach Hause kommt oder wie Deianira um die Liebe ihres Mannes Herakles kämpft. Das griechische Theater, das Ursprung und Vorbild unserer heutigen Film- Theater- und Konzertkultur ist, war zentraler Bestandteil des griechischen Lebens. Mit Hilfe von Ödipus und Co. brachten die Tragödiendichter wie Euripides, Sophokles oder Aischylos ganz zentrale Grundfragen auf die Bühne.
So geht es bei „Antigone“ um die Frage, ob ziviler Ungehorsam erlaubt ist. Im „Ödipus“ geht es letztlich um die Frage, ob wir unser Leben selbstverantwortlich führen können – oder ob vom Schicksal schon alles vorbestimmt ist. In der Tragödie „Medea“ geht es um Fluch und Segen bedingungsloser Liebe. Und im „Agamemnon“ muss besagter Held lernen, was grenzenloses Selbstbewusstsein an Schaden anrichten kann.
Wenn wir uns mit diesen Tragödien, die auch heute noch unglaublich erfolgreich auf den Bühnen der Welt aufgeführt werden, beschäftigen, beschäftigen wir uns also gleichzeitig mit ganz grundsätzlichen Fragen des menschlichen Lebens und Zusammenlebens. Griechisches Theater ist also mehr als nur großer Spaß: es zwingt uns, über das Schicksal der Protagonisten und über unser eigenes Leben und unsere eigenen Wünsche und Grenzen nachzudenken.
Quelle: Peter Connolly, Hazel Dodge: „Die antike Stadt – Das Leben in Athen & Rom“. Könemann 1998, Seite 100f
4. Mythen und Naturwissenschaften – beides erklärt die Welt!
Mit der Erfindung der Schrift begannen die Griechen, alles aufzuschreiben: Mythen, epische Erzählungen, Stadtchroniken, Wegbeschreibungen, Logbücher für Seefahrer und vieles mehr. Dabei entwickelten sie eine neue Sicht auf die Welt und begannen schnell, alles in der Natur zu hinterfragen. Zeus schleudert den Blitz? Poseidon sorgt für Erdbeben und Wellen? – Das kann man auch anders, ohne Götter, erklären! Auf diese Weise entstanden die Mathematik, die Astronomie und überhaupt die Naturwissenschaften. Bei ihren Erkundungen kamen die Griechen schnell zu Erkenntnissen, die auch heute noch Gültigkeit haben und die jeder in der Schule lernt.
Wir gehen auf Basis von Originaltexten auf eine spannende Zeitreise durch die Jahrhunderte und erleben im Originalton, auf welch ungewöhnlichen Wegen Mathematik, Astronomie und Naturwissenschaften entstanden. Dieses neue Weltbild, das dabei entstand und gleichwertig zum mythischen Weltbild akzeptiert war, ist die Basis unseres modernen Weltbildes. All dies ist um so phantastischer, als die Griechen all diese Erkenntnisse ohne technische Geräte wie Mikroskope, Teleskope, große Experimentalaufbauten oder dergleichen gewonnen haben!
5. Unsere Gesellschaft – Demokratie, Normen, Lebensziele und persönliches Glück
Viele Selbstverständlichkeiten unseres heutigen Lebens – ein demokratisches Rechtssystem, Mitbestimmung, Gleichheit vor dem Gesetz und Freiheit – dürfen wir nur genießen, weil sie von den Griechen entwickelt und von da an in die Welt getragen worden sind. Demokratie ist aber keine Selbstverständlichkeit! Sie hat mit Eigenverantwortung, Mut und Engagement eines jeden einzelnen zu tun. Und Demokratie funktioniert nur, wenn es Normen und Werte gibt, die alle in der Gesellschaft mittragen. In einer Multi-Kulti-Gesellschaft wie in unserer Welt dies eine große Herausforderung. Um so wichtiger ist es, sich mit diesen grundsätzlichen Fragen zu beschäftigen.
Entscheidende Denkanströße hierzu finden wir nicht nur in den schon genannten Tragödien (z.B. „Antigone“), sondern auch bei so großartigen Historikern wie Herodot oder solche bedeutenden Persönlichkeiten wie Sokrates, Platon und Aristoteles. Wenn wir in ihren Werken lesen, kommen wir sehr schnell zu den für uns zentralen Fragen. Sie geben uns ganz alltagstauglich und praxisbezogen die Möglichkeit, grundlegende Fragen des menschlichen Zusammenlebens unter die Lupe zu nehmen und zu hinterfragen.
6. Griechisch ist so viel mehr!
Neben all den genannten Themen gibt es noch viel mehr! Wir beschäftigen uns mit Kunst und Architektur, wenn wir uns Theaterbauten und Tempel anschauen. Wir untersuchen die Olympischen Spiele der Antike und werden erstaunliche Erkenntnisse bzgl. der Sportler und der Bedeutung Olympias für die Gesellschaft gewinnen. Wir werden Abenteurer und Entdecker auf ihren Unternehmungen begleiten, wir werden die griechische Lyrik mit ihren wunderschönen Gedichten kennenlernen … Und egal, welches Thema wir gerade behandeln: Wir werden immer enge Bezugspunkte zu unserer Gegenwart finden und vor allem immer wieder aufgefordert sein, uns und unser Leben zu hinterfragen. Ein vielseitiges und spannendes Fach, das für jeden etwas bieten kann!
Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Temple_of_Poseidon_-_Sounion.jpg?uselang=de
7. Notizen zum Unterricht
Für all diese schönen und spannenden Themen brauchst du natürlich Kenntnisse der griechischen Sprache. Das ist kein Problem: in der 9. und 10. Jgst. arbeiten wir mit einem tollen Lehrbuch, mit dem du zunächst die griechische Schrift und dann die Grundlagen der griechischen Sprache lernst. Du wirst sehen, dass Griechisch in vielen Aspekten dem Deutschen sehr ähnlich ist. Vieles wirst du intuitiv richtig machen; was für dich neu ist, besprechen wir dann ausführlich. Lateinkenntnisse, wie man früher gerne behauptet hat, sind überhaupt nicht notwendig – Franzosen wie Lateiner können erfahrungsgemäß gleich gut Griechisch lernen. Das einzige, was du brauchst, ist Interesse an den Themen und die Bereitschaft, Vokabeln und ein bisschen Grammatik zu lernen.
Das Lehrbuch gibt uns von der ersten Lektion an die Möglichkeit, in all die genannten Themen schon einmal reinschnuppern zu können. In der Lektürephase, die mit der E-Phase startet und sich bis zur Q4 erstreckt, vertiefen wir die genannten Themen. Wenn du bis zum Abitur dabei bleibst und mindestens 05 Punkte vorweisen kannst, erhältst du das „Graecum“. Das ist ähnlich dem Latinum ein ganz offizieller Abschluss. Das Graecum ist aber nicht nur ein Prädikat dafür, dass du Griechisch gelernt hat, sondern auch dafür, dass du dich mit den Grundlagen unserer europäischen Kultur und den grundlegenden Fragen unseres Zusammenlebens intensiv auseinandergesetzt hast. Griechisch ist damit beides: ein Sprachfach und ein Kulturfach.
Quelle: Fachschaft Latein – Griechisch.
Wir hoffen, dass wir dich neugierig gemacht haben! Probiere Griechisch als 3. Fremdsprache im WU-Unterricht aus und wähle es dann, wenn es dir Spaß macht, als Grundkurs für die Oberstufe.
Liebe Grüße
Die Fachschaft Latein – Griechisch